von Manuel Fasser
Mit dem Begriff "Hahnenkamm" verbinden sicherlich die meisten einen Berg, an dem sich Jahr für Jahr tollkühne Männer mit ihren Skiern die Pisten runterstürzen, es gibt aber noch einen Flugberg mit dem selben Namen, jedoch im Tiroler Oberland, genauer gesagt im Talkessel von Reutte.
Ich habe diesen Berg ein wenig in mein Herz eingeschlossen, da ich hier sowohl das Skifahren, als auch das Gleitschirmfliegen gelernt habe. Auch habe ich von hier aus schon zahlreiche schöne Streckenflüge unternommen. Doch werden wir konkret.
Die Auffahrt beginnt an der Talstation der Reuttener Bergbahnen, die sich in Höfen befindet. Falls Unsicherheiten bezüglich des Windes am Berg vorliegen, so können diese hier noch geklärt werden, da sich in der Wartehalle ein Fernseh befindet, der Live-Bilder von der Bergstation sendet. So kann man den Windsack beobachten, der im Blickwinkel der Kamera montiert ist (Tip für Hotelgäste: diese Kamera ist ins örtliche Kabelfernsehnetz eingespeist!). Beim Warten auf die Gondel trifft man an guten Tagen meist mehrere einheimische Piloten, zu denen auch ich gehöre, die alle bereitwillig Auskünfte und Tips zum Fliegen am Hahnenkamm geben. Die Bergfahrt dauert ca.10min, die sich jedoch aufgrund des schönen Panoramas als sehr angenehm erweist. Zusätzlich kann man sich bereits bei der Auffahrt ein Bild von der Umgebung machen. Oben angekommen kann man auf der Terrasse, wo man vom Personal des Bergbahnrestaurant bewirtet wird, noch einen Kaffee trinken und (oder) mit anderen Piloten plaudern. Tip: im Winter ist auf der Terrasse eine Schirmbar mit Discomusik!
Aufgrund der Ostausrichtung des Berges ist der Hang bereits relativ früh thermisch aktiv. So kann man bereits zur Mittagszeit starten und Thermik erwarten. Doch Vorsicht, denn diese ist oft ein wenig Tückisch (Lee) !
Der Startplatz ist nach ca. 10min Fußmarsch erreicht. Der Aufstieg
gestaltet sich sehr einfach. Eine Besonderheit am Weg ist der Alpenblumengarten, der von
Bergwachtsmitgliedern betreut wird. Ein Tip für Naturliebhaber. Der Startplatz selbst ist
zwar relativ klein, aber steil, was einen kurzen Startlauf zur Folge hat. Gleich nach dem
Start muß eine Linkskurve geflogen werden, um den
Sicherheitsabstand zur Bergstation und dem Tragseil einhalten zu können (es sind schon
Piloten im Tragseil gehangen!).
Doch wer es geschafft hat die Hausbärte ausfindig zu machen und an der Basis kreist, dem wird ein unbeschreibliches Panorama geboten. Man sieht an Tagen mit guter Sicht ins deutsche Flachland, ins Lechtal hinauf, ins Zwischentoren mit der Zugspitze und ins Tannheimertal. Nun hat man die Wahl, entweder eine zeit lang dieses Panorama zu genießen, oder einen Steckenflug zu wagen. Dies geschieht meist in Richtung Lechtal. Jedoch ist als Ausgangspunkt für Streckenflüge Bach im Lechtal besser geeignet, da hier aufgrund der höheren Berge die Basis meist ca. 300m höher liegt (an super Tagen über 3500m). Von dort wurden bereits Strecken von knapp 120km mit dem Gleitschirm geflogen (von Clubmitgliedern des GSC Hahnenkamm). Falls man absäuft oder irgendwo außerhalb landet (im Frühjahr und Sommer nicht in Felder landen!!!), ist es meist kein Problem, per Autostopp mitzukommen. Falls dies nicht klappen sollte, steht ein (leider) nicht stark frequentiertes öffentliches Verkehrsnetz zur Verfügung.
Man kann sagen, daß der Hahnenkamm ein interessanter Berg ist, jedoch nur von geübten Piloten beflogen werden sollte, um die positive Einstellung der einheimischen Bevölkerung zum Fliegen beizubehalten. Probleme mit Jägern und Förstern, die es in vielen anderen Fluggebieten gibt, konnten bei uns durch gegenseitigen respektvollen Umgang minimiert werden.Wer die Regeln einhaltet und auf die Umwelt Rücksicht nimmt wird schöne Flüge genießen und wird sicherlich Freunde gewinnen. Auch respektvoller Umgang unter den Piloten wird bei uns großgeschrieben, um Szenen wie sie in vielen anderen Fluggebieten vorkommen, zu vermeiden.
Hausbärte:
Grob gesagt gibt es direkt am Hahnenkamm selbst vier Hausbärte, von denen drei gleich nach dem Start erreichbar sind.
1. Gleich nach dem Start nach links an eine Fels- bzw. Waldkante fliegen (besonders im Frühjahr aktiv).
2. Nach dem Start nach rechts an den sogenannten "Hornberg" fliegen. Der Bart löst an einer markanten Waldkante neben der Skipiste ab (in genauer Position leicht variierend). Falls dort nichts geht muß hinter den Hornberg geflogen werden, ins sogenannte Guntertal. Dort ist ein markanter Steinbruch meist ein treuer Thermikauslöser.
3. Die dritte Möglichkeit ist eine für alle, die schon ziemlich tief geraten sind, nämlich der Bart, der von der Mittelstation des Sesselliftes auslöst. Dieser ist meist eher schwach, aber reicht oft bis zum Sender.
4. Für alle die eine der drei vorigen Möglichkeiten nutzen konnten, stellt der "Senderbart" seine Dienste zur Verfügung. Dieser erhielt seinen Namen, weil er direkt am Postsender (ein hoher Sender der grün angestrichen ist) abreist. An diesem Sender sammelt sich sämtliche Thermik aller vier Himmelsrichtungen, was zur Folge hat, daß dieser Bart besonders im unteren Bereich stark und turbulent ist, aber eigentlich immer bis an die Basis hochreicht.
Diese vier Bärte sind die vier wichtigsten Bärte was aber nicht heißt, das dies die einzigen sind. Am Hahnenkamm "wimmelt" es gerade so von kleinen Bärten, die teilweise sogar einheimischen Vielfliegern nicht bekannt sind. Jedoch sollte man nicht deprimiert sein, wenn man trotz dieser Beschreibungen nicht an die Basis gelangt. Irgendwann wird’s schon klappen!