Die Jöchelspitze ist längst schon kein Geheimtipp mehr, spätestens seit hier mehrere Wettkämpfe bis hin zu einem Pre-PWC stattgefunden haben, ist der Berg weithin bekannt. Trotzdem findet man hier keinen Massenbetrieb wie am nahen Neunerköpfle. Dies mag zum Einen an dem etwas weiteren Anfahrtsweg aus Deutschland und zum Anderen an der nicht ganz optimalen Infrastruktur liegen. Die wunderschöne Landschaft und die genialen Basishöhen die hier erreicht werden können machen den Berg besonders wertvoll. (siehe Bild unten rechts mit Blick ins Inntal)
Jahreszeiten und Wetterlagen:
Die Jöchelspitze ist ein thermisch fast das ganze Jahr hindurch
aktiver Berg
mit oft hoher Basis (> 3000 m). Genial ist der Berg jedoch im
Spätwinter (Februar,
März), wenn man anderswo Thermik noch ein Fremdwort ist, kommt man
hier an guten Tagen
schon auf 3000 m. Die Hausstrecke zur Klimmspitze ist schon ab Mitte
Februar möglich.
Eine Einschränkung ergibt sich jedoch dadurch, dass im Sommer (Juli, August) der Talwind sehr stark und auch hochreichend ist. Er kann schon am frühen Nachmittag Startplatzhöhe erreichen. Wenn auch ein Start noch möglich ist, so ist doch die Thermik bereits so stark zerrissen, dass ein Einstieg stark erschwert wird. Trotzdem wird in diesen Monaten hier kräftig geflogen. Probleme gibt´s auch bei überregionalem Wind aus nördlichen Richtungen. Dann ist die Jöcheslpitze im Lee. Da die Startplätze tiefer liegen kann man oft noch in Ablösungen starten. In der Luft ist es dann aber entsprechend turbulent. Das muss man sich nicht antun! Überhaupt sind an der Jöchelspitze allgemein windschwache Wetterlagen zu empfehlen, da es sonst recht schnell turbulent wird. Leichte östliche bis südliche Winde sind auch ganz gut.
Parken und Infrastruktur:
Ein Problem bei der Jöchelspitze besteht darin, dass die
Talstation der Bahn ein ganzes Stück entfernt ist. Wenn man keine
nichtfliegende Begleitung dabei hat parkt man am Besten am
Landeplatz und versucht eine Mitfahrgelegenheit zur Talstation zu
finden. Das können entweder Kollegen, die Flugschule oder ein Taxi
sein. Dieses lohnt sich ab 4 Personen. Die Nummer sollte am Landeplatz
aushängen.
Leider hat die Jöchelspitzbahn lange Revisionszeiten. So schließt die Bahn Anfang April und öffnet erst wieder Anfang Juni, so dass der beste Flugmonat, der Mai, leider nur für Paratrekker möglich ist.
Start und
Landeplatz:
Es gibt an der Jöchelspitze mehrere Startplätze,
einmal direkt an der Bergstation neben der Drachenrampe nach SW und
auch einen nach SO. Diese benutzt man meist im Winter wenn der Weg zu
den oberen Startplätzen wegen des Schnees noch zu mühsehlig
oder gefährlich wäre. Die oberen Startplätze erreicht
man, wenn man nach Osten den Berg hoch geht. Hier kommt man in 10 min zu
einem einfachen Süd ausgerichteten Startplatz. Nochmal 10 min
weiter kommt man zum Lachenkopf an dem sich der oberste Startplatz
befindet. Dieser wird nach der Schneeschmelze als Haupstartplatz
verwendet. Der Weg hier hoch lohnt sich häufig, da der Einstieg
dann einfacher wird. In neuerer Zeit werden auch immer mehr die Startplätze
genutzt die noch weiter Richtung Gipfel liegen. Je höher der Startplatz umso
leichter wird der Eistieg.
Der Landeplatz liegt über dem Lech am westlichen Ortsrand von Bach und ist groß,
einfach und auch bei stärkerem Talwind nicht übermäßig turbulent.
Startzeitpunkt:
Ein früher Start ist zu empfehlen. Zwar liegt die
Jöchelspitze vor dem Bayerischen Nordwind etwas geschützt,
trotzdem drückt er später im Jahr regelmäßig
durch. Wann ist ungewiss. Häufig mischt er sich dann mit dem
Talwind und tritt als NO auf.
Thermik und Windsystem:
Die Jöchelspitze
liegt an der Nordseite des Lechtales (Südhang). Der Start befindet sich auf 2/3 Höhe des
Gipfels, dadurch ist man lange vor dem bayerischen Nordwind verschont. Ebenso wird der
Berg von den im Norden gelegenen Allgäuer Alpen geschützt. Durch die schon relativ
inneralpine Lage des Berges ist er von der im Sommer stabilen Luft des Alpenvorlandes
abgegrenzt.
Der Talwind weht normal recht kräftig aus NO, er kann jedoch, vor
allem im zeitigen
Frühjahr, auch mal mit der gleichen Intensität aus der
anderen Richtung kommen, auch
wenn in Reutte der Wind wie normal aus NO weht. Dann besteht irgendwo
zwischen Reutte und
Bach eine Konvergenz. Die Thermik hier ist im Vergleich zu den
Fluggebieten weiter am Alpenrand meist stärker und je nach
Wetterlage und Tageszeit auch turbulent. Der Einstieg kann sich jedoch
schwierig gestalten, da heißt es dann nach dem Start nicht
ungeduldig werden und auch schwaches Steigen mitnehmen. Hat man die
Jöchelspitze mal überhöht ist man aus dem Gröbsten
raus. Sicher darf man sich hier jedoch nie sein, denn neben den starken
Bärten kann es dann schon auch mal ähnlich kräftig
wieder runter gehen.
Gegenüber der Jöchelspitze befindet sich der Sonnenkogel, an dessen NO-Flanke man im
Talwind soaren kann (Achtung Materialseilbahn!!).
Streckenflug:
Der Berg bietet sich optimal für Streckenneulinge an. Richtung NO
zieht sich eine fast
durchgehende Bergkette bis zur 13 km entfernten Klimmspitze. Diese
Strecke ist sehr leicht
und bereits schon sehr früh im Jahr möglich. Spätestens
ab Mai empfielt es sich ab ca.
15 Uhr auf den Nordhängen des Lechtales zu fliegen, da durch den
bayerischen Nordwind an
den Südhängen unangenehme Leethermik entsteht. Sehr angenehm
ist, dass es bis Reutte fast überall einfache
Außenlandeplätze gibt, auch das zurücktrampen gestaltet
sich meist einfach. So kann man hier sehr enstpannt auf Strecke gehen.
Hier ein typischer Streckenflug
der häufig möglich ist. Hier habe ich noch ein etwas
älterer Erlebnisbericht und eine Streckenbeschreibung vom Enterich
Martin: Von der Jöchelspitze nach Zöblen (Tannheimer Tal)
und Jöchelspitze - Klimmspitze und zurück
Fazit:
Für den fortgeschrittenen Piloten ist die Jöchelspitze ein super Gebiet. Es ist sehr
sympatisch und es geht für die relative Alpenrandlage ziemlich gut ab. So kann es an
guten Tagen schon mal vorkommen, dass man, wenn man am Berg klebt, recht einsam wird. In
den Lechtaler Alpen selbst werden oft recht beeindruckende Basishöhen erreicht. Der
Rekord soll bei über 5000 m NN liegen. Für den Gelegenheitsflieger gibt es allerdings
geeignetere Gebiete. Wenn man mehrere Flüge machen will ist die Entfernung von der
Talstation zu Landeplatz wirklich lästig und auch der Thermikeinstieg ist nicht immer
einfach und häuftig etwas turbulent. Lande.- und Startpätze sind jedoch einfach.
Und noch was von unserem lebenden Flugschreiber Fakten zur Jöchelspitze und 41,5 km von der Jöchelspitze. Mein erster "weiter Flug" von der Jöchelspitze darf auch nicht fehlen.
= Ausweichlandeplatz direkt neben der Bahn. Ausschließlich im
Winter bei schwachwindigen Verhältnissen benutzen. In der thermischen Zeit können dort
kräftige Rotoren auftreten !!
= übliche Talwindrichtung
15.02.15 Wolfgang Jauch
Bilder: Wolfgang Jauch